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Berliner S-Bahn
Auf alten Schienen
 


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Während die einen am 1. Mai 2003 "feierten", nutzte ich die Gelegenheit, die alte Stammbahn im Bereich Zehlendorf, Düppel und Dreilinden zu erkunden. Obwohl nun seit über 10 Jahren wieder die Möglichkeit besteht, diese Streckenführung auch außerhalb der Berliner Stadtgrenzen zu erkunden, war dies meine erste Begehung. Hier mein Bericht:

Blick nach ZehlendorfVom S-Bahnhof Zehlendorf ging es zunächst auf der Berlepschstraße bis zur Camphausenstraße. Hier zweigt rechts ein befestigter Fußweg ab, der das ehemalige S-Bahngleis zwischen Zehlendorf und Zehlendorf Süd etwa in Höhe des Kilometers 12,75 dieser Bahnstrecke überquert.

Blick nach DüppelDas Gleis ist in Richtung S-Bahnhof Zehlendorf noch etwa 400 Meter begehbar. Bei Kilometer 12,6 finden sich Reste einer Eisenbahnüberführung, jedoch ohne Brücke. Bei Kilometer 12,3 endet das Gleis kurz vor dem S-Bahnbahnsteig Zehlendorf, denn etwa 1984 wurde eine Gleiskreuzung mit der Güterstrecke nach Wannsee ausgebaut. Seitdem ist die Strecke nach Düppel vom Schienennetz getrennt. Der Weg führt also wieder zurück in Richtung Düppel.

Nach Kriegsende verblieb von der ehemals zweigleisigen Strecke nur noch das Gleis in Richtung Düppel. Dort wo einst das zweite Gleis lag, befindet sich heute ein Wanderweg.

Bei Kilometer 13,26 liegt der ehemalige Bahnübergang Idsteiner Straße. Schon wenig später tauchen die Reste des S-Bahnhofs Zehlendorf-Süd zwischen den Bäumen auf. Die verrosteten Stationsschilder lassen den Schriftzug nur erahnen.

Das kleine Zugangsgebäude ist noch erhalten, alle Ausrüstungsgegenstände des ehemaligen Haltepunkts fehlen jedoch.

Bei Kilometer 13,6 liegt der ehemalige Bahnübergang Clauertstraße. Ein schmaler Weg links neben dem Gleis erweist sich bald als Sackgasse. Die Vegetation von 15 Jahren ist undurchdringlich und endet an den Toren von Kleingärten. Also zurück zur Clauertstraße und den Weg rechts neben dem Gleis nehmen!

Nach etwa einem Kilometer wird der alte S-Bahnhof Düppel erreicht. Zunächst tauchen die beiden Enden der Bahnsteigkanten auf. Dort, wo das zweite Gleis längst abgebaut ist, erinnert nur noch eine Bahnsteigkante an die frühere Zweigleisigkeit. Die beiden Bahnsteige haben jeweils eine Länge von 200 Metern und sind nahezu vollständig von der Natur zurück erobert worden. Selbst an dem bis September 1980 betriebenen S-Bahnsteig sind nur noch einige Zaunreste und die Bahnsteigkanten übrig.

Bei Kilometer 14,6 steht der Prellbock der eingleisigen Strecke und kurz dahinter enden auch die Schienen. Nur wenige Meter weiter befand sich der ehemalige Bahnübergang Benschallee in Kilometer 14,65. Hier deutet nichts mehr auf den einstigen Eisenbahnverkehr hin, der vor etwa 60 Jahren sein Ende fand.

Der anschließende Weg ist ehemaliges Grenzgebiet. Spuren der Eisenbahn wurden fast restlos entfernt. Von Zeit zu Zeit war ich mir nicht mehr sicher, ob ich überhaupt noch "auf dem richtigen Weg" sei. Doch vereinzelt spürten meine Füße noch Schottersteine im Sandweg.

Bei Kilometer 16,8 endet mein Weg an einer Lärmschutzwand. Schon beim Näherkommen ist das Rauschen der Autobahn zu hören. Hier gehts nicht weiter, also nach rechts zum Königsweg. Die Verkehrsader wird von einer neuen Fußgängerbrücke überquert. Die alte habe ich noch gut in Erinnerung, wies sie doch bei Urlaubsreisen mit dem Auto immer auf die Berliner Stadtgrenze hin.

Nördlich der Bahnstrecke verlief ein altes Teilstück der Autobahn. Der Asphalt ist weg, nur die Schneise im Wald läßt die Trassierung noch erahnen.

Bei Kilometer 17,3 ist rechts ein ungewöhnlich hoher Erdwall zu sehen. Dieser erweist sich bei näherem Hinsehen als südliches Ende des Stahnsdorfer Dammes. Die Brücke über die ehemalige Autobahn- und Eisenbahntrasse ist restlos entfernt worden.

Etwa bei Kilometer 18,4 ist rechts ein tiefer Einschnitt im Erdreich auszumachen. Hier scheint die alte S-Bahnstrecke nach Stahnsdorf im Sand zu verschwinden. Genauer gesagt: Die Autobahn- und Eisenbahnbrücke ist entfernt und mit Sand verfüllt worden.

Sohnemann, der auch bei der Wanderung dabei ist, macht langsam schlapp. Klar, denn von alten Schienen und Schwellen ist seit 4 Kilometern nichts mehr zu sehen. Nur Sand und Bäume; da verliert die Sache ihren Reiz. Also kann ich ihn gerade noch ermuntern, auf der alten Strecke nach Wannsee die nächsten 2 Kilometer durchzuhalten. Die Schienen enden aber bald, und zwar unterhalb der Bogenbrücke am Königsweg. Hier erinnere ich mich, vor etwa 15 Jahren am Ende meines damaligen Erkundungsganges aus Richtung Wannsee an einem Metallzaun angekommen zu sein. Der ist heute naürlich weg. Zwei weitere Eisenbahnbrücken im Wald sind heute restlos entfernt. Auch die Eisenbahnbrücke über die Eisenbahngleise am S-Bahnbetriebswerk Wannsee ist im Zuge der Elektrifizierung abgebaut worden.

Am 11. Mai 2003 wurde die Wanderung fortgesetzt. Diesmal starteten wir am S-Bahnhof Wannsee. Von dort aus ging es den Stahnsdorfer Damm entlang bis in Höhe des S-Bahnbetriebswerks Wannsee und weiter auf der ehemaligen Bahnstrecke in Richtung Stahnsdorf. Zwischen der Stadtgrenze am Königsweg und der alten Autobahn liegen noch die letzten Schienen. Ansonsten deutet hier nicht mehr viel auf den früheren S-Bahnverkehr hin.

Letzte Schienenreste der Friedhofsbahn nach Stahnsdorf an der Brücke "Königsweg". Die Stadtgrenze verläuft kurz vor dem Schienenende.

Dort, wo heute der Wald von zwei Schneisen durchzogen wird, befand sich früher eine Autobahn und die alte Stammbahn zwischen Berlin und Potsdam. Am Kilometer 18,9 taucht mitten im Wald ein Brückenbauwerk auf. Hierbei handelt es sich um die Überquerung der alten Autobahn, die nach Süden unter der Stammbahn hindurchführt. Von hier an ist die Trasse der Stammbahn durch das Schotterbett wieder erkennbar. Denn auf den letzten vier Kilometern war von Eisenbahn nichts mehr zu sehen: Der Ausbau der Grenzanlagen in diesem Bereich führte zu einem vollständigen Rückbau der Bahnanlagen.

Eisenbahnbrücke über ein altes Teilstück einer aufgegebenen Autobahn. Die Widerlager der Brücke wurden bereits für geplante Ausbauvorhaben dimensioniert.

Nach einem weiteren Fußmarsch endet die Bahntrasse vor einer Kleingartenanlage in Berlin. Zwischen Stadtgrenze und Teerofenweg haben sich Großstädter ein kleines Idyll geschaffen. Nur ein Kilometerstein mit der Aufschrift "19" und "4" ist in einem Garten noch zu entdecken.

Hinter den Kleingärten ist die Stammstrecke zu einem Waldweg geworden, der sich bis zum Teltowkanal hinzieht.

Die Eisenbahnbrücke über dem Teltowkanal scheint restlos beseitigt worden zu sein. Wir nehmen den Weg über die "Nathanbrücke" und versuchen unserer Bahn zu nahe wie möglich zu bleiben. Über die Dorotheenstraße erreichen wir am anderen Ufer wieder den Bahndamm, werden aber schon bald an einem Zaun in Höhe der Brücke Machnower Straße gestoppt.

An dieser Brücke aus dem Jahre 1926 befindet sich ein Gedenkstein mit der Aufschrift "1838" und einem Begleittext. Schon bald hinter dieser Brücke endet auch der Bahndamm erneut vor dem ehemaligen Grenzstreifen.

Altes Brückenbauwerk an der Machnower Straße.

Nur wenig weiter zweigt vom Königsweg die Bernhard-Beyer-Straße nach Steinstücken ab. Hier sind wir am Kilometer 21,2 und damit am Ende unserer Erkundungstour angelangt. In zwei Etappen haben wir die wohl interessantesten acht bis neun Kilometer der alten Stammbahn besichtigt. Auch wenn nicht mehr alles zu sehen ist, wie es vor nun fast 60 Jahren hinterlassen worden ist: Bei schönem Wetter lohnt sich der Weg allemal.

Hier noch ein letztes Bild aus Kohlhasenbrück: An dieser Stelle fädelt die Bahnstrecke in Richtung Potsdam Hbf aus der Strecke von Wannsee in Richtung Wiesenburg aus. Von der Überführung der Stammbahn im Bildhintergrund sind keine Spuren mehr sichtbar.

 
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